Innovative Kunst- und Ausstellungsprojekte

Dienstag, 24. Oktober 2017

Die Kunst des Liegenlassens


Wo gehobelt wird, da fallen Späne, sagt der Volksmund und selten ist des Volkes Stimme so treffgenau, wie in diesem Fall, denn sowohl im übertragenen als auch im direkten Kontext ist diese Aussage häufig und völlig korrekt anwendbar.
 
Denn auch in der bildenden Kunst findet dieser Spruch seine Richtigkeit. Es geht dabei nicht so sehr um die wirklichen Abfälle künstlerischer Tätigkeit, die tatsächlichen "Späne" also, denn diese werden nicht mehr benötigt und entsprechend entsorgt. Vielmehr geht es um die Produkte künstlerischen Schaffens, welche begonnen aber nicht fertiggestellt wurden, sei es aus Gründen eines (vorübergehenden) Inspirationsmangels oder der Künstler hat das Werk komplett verworfen, will es aber nicht entsorgen, weil das Material oder ganze Teile des Werkes in einem neuen  Kontext Verwendung finden sollen. In beiden Fällen stellt sich zum einen die philosophische Frage, ob es sich bei einem unvollendeten Werk bereits um Kunst handelt und – wenn ja – ab welchen Zeitpunkt der Bearbeitung ein Werk zur Kunst wird, zum anderen stellt sich die weitere Frage nach dem Wohin. Die erste Frage möge an dieser Stelle unbeantwortet bleiben und sei dem geneigten Leser Anlass zur eigenen Reflektion. Der zweiten Frage, nach dem Wohin, muss sich jeder Künstler selbst stellen, denn für so manchen Künstler mit einem Atelier in einer Großstadt mag der Bedarf an geeigneter Lagerfläche durchaus ein Problem darstellen.
 
Großzügig ausgestattet sind in diesem Zusammenhang die Studierenden der Kunstakademie Nürnberg. An den Rückseiten der Ateliers ist genügend Platz, um Unvollendetes, Verworfenes und sonstige Materialien zu stapeln. Auch findet man Schuppen, welche ebenfalls zu diesem Zweck genutzt werden können. Des Weiteren ist das gesamte Gelände groß genug, um sich einen zusätzlichen Arbeitsplatz im Freien zu schaffen oder das ein oder andere Werk der Natur und ihren Prozessen zu überlassen. BeeJay Art Projects hat einen Besuch der Akademie anlässlich der AbsolventINNEN Ausstellung genutzt, um sich nicht nur die offiziellen Werke der Studierenden anzusehen, sondern auch, um einmal über das Gelände, abseits der üblichen Besucherwege, zu streifen. Gefunden wurde Unvollendetes, Verworfenes, vermeintlich Fertiges, nicht mehr Benötigtes und Zwischengelagertes, entweder ordentlich gestapelt oder zufällig herum liegend. Das Konvolut wirkte in seiner Zufälligkeit teilweise poetisch und bot dem offenen Geist aufgrund der unklaren Intension des einzelnen Objektes in seiner Gesamtheit einen schier unendlichen Freiraum für Assoziation und Inspiration. Und nun ist BeeJay Art Projects doch wieder bei der obigen philosophischen Frage angelangt, ab welchen Bearbeitungsstand das Werk eines Künstlers denn tatsächlich Kunst ist. Die Antwort scheint zu heißen, dass es keinen spezifischen Zeitpunkt gibt, denn schon das pure Herumliegenlassen eines Objektes durch einen Künstler kann dieses Objekt zur Kunst oder zum Teil eines Kunstwerkes machen.
 
Wenn nun der geneigte Leser fragt, was denn eigentlich mit der nur kurz erwähnten AbsolventINNEN Ausstellung war und warum denn nichts dazu an dieser Stelle zu lesen ist, so sei nur so viel gesagt, dass sich auch in dieser Hinsicht der Besuch in Nürnberg durchaus gelohnt hat, jedoch ansonsten auf zukünftige Blogs verwiesen wird.


 

Montag, 2. Oktober 2017

Offen auf AEG


BeeJay Art Projects kann sich noch erinnern, dass in der Werbung für AEG-Produkte immer der Slogan "Aus Erfahrung Gut" fiel und so zum Kauf der diversen elektrischen Geräte animiert wurde. AEG gibt es schon lange nicht mehr. Was blieb ist u.a. ein großes Industrieareal in Nürnberg, in welchem früher Waschmaschinen hergestellt wurden und das mittlerweile anderweitig genutzt wird. Und genau auf diese neue Nutzung ist der alte AEG-Slogan durchaus wieder anwendbar. Auf dem Gelände – oder wie die Nürnberger sagen "auf AEG" - haben sich mittlerweile die verschiedensten Bildungseinrichtungen (u.a. das Frauenhofer Institut für Bauphysik, der Lehrstuhl für Angewandte Kryptografie und die Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik), Handwerker, weitere Unternehmen und Unternehmungen, Designer, Modemacher, Goldschmiede, eine Kaffeerösterei und ein japanisches Restaurant angesiedelt. Was alle eint ist ein mehr oder weniger alternativer Ansatz, was Arbeit und Leben betrifft. Ein buntes Völkchen ist das also, was sich hier "auf AEG" zusammengefunden hat. Wäre Kreativität radioaktiv, würde ein Geigerzähler lautstark knattern.

Am 23./24. 9. luden die oben Genannten zu "Offen auf AEG" ein, einem Wochenende der offenen Tür, welches begleitet wurde von verschiedenen Konzerten, kulinarischen Angeboten und – um nun endlich des Pudels Kern zu knacken und mitzuteilen, warum BeeJay Art Projects überhaupt darüber berichtet – etlichen großen und kleinen Kunstausstellungen (welche natürlich nicht nur an dem genannten Wochenende sondern bis Mitte Oktober laufen).

Auf AEG befinden sich nämlich außerdem die Ausstellungshalle der Kunstakademie und 70 Künstlerateliers, welche auch größtenteils ihre Türen öffneten. Das Zugpferd der Ausstellungen ist zweifellos "Ottmar Hörl – Best Of", eine Ausstellung, in welcher Ottmar Hörl auf 6000m² seine besten aktuellen und ehemaligen (Meister-)Schüler präsentiert. Eine durchweg beeindruckende Schau, so vielschichtig wie Hörl seinen Schülern die Freiheit der Wahl der künstlerischen Ausdrucksform lässt und sie zum Changieren, Variieren und Kombinieren animiert.

Eine weitere, nicht minder große Ausstellung läuft unter dem Namen "Werkschau", in welcher das Schaffen der Künstler, welche ihr Atelier auf AEG haben, gezeigt wird. Nicht weniger spannend, ein bisschen wilder vielleicht, noch freier, unakademischer, im besten Sinn, könnte man sagen.


Die vielen kleineren Ausstellungen mögen hier unerwähnt bleiben, jedoch hat BeeJay Art Projects auch von diesen viel Inspiration mitgenommen – und das Sashimi beim Japaner war ebenfalls perfekt.
 
Hier noch ein paar Eindrücke:






 

Mittwoch, 31. Mai 2017

Von Athen lernen vs. Viva Arte Viva


Alle 10 Jahre ist es wieder soweit. Die beiden größten Kunstevents treffen aufeinander. Für den werten Kunstinteressierten heißt das: Der Urlaub ist verplant. Kein genüssliches Relaxen am Strand, kein Wandern an der frischen Luft, kein Segeltörn oder sonstige erquickende aber zeitraubende Betätigungen. Kunst ist angesagt. Damit sei natürlich nicht gesagt, dass die Beschäftigung mit der Kunst nicht auch erquickend ist, jedoch gehört schon auch eine gewisse masochistische Ader dazu, um sich genau diese beiden Ausstellungen anzutun. Denn es bedeutet in aller Regel Schlange stehen für die Eintrittskarte und danach in überfüllten Räumen Werke zu betrachten, ohne die Möglichkeit zur sofortigen Reflexion zu haben. Reflexion benötigt nämlich Raum - sowohl körperlich als auch geistig. Und Raum ist nur selten vorhanden bei diesen Megaevents. Und wenn dann noch Temperaturen von über 30 Grad herrschen ... Da hilft manchmal nur, möglichst viel in den geistigen Speicher aufzunehmen, Fotos zu machen als Erinnerungsstütze und anschließend in aller Ruhe – ein gutes Glas Wein fördert durchaus eingefahrene Denkstrukturen zu durchbrechen – das Ganze nachzuvollziehen. Die Documenta und die Biennale erfordern eine gewisse Opferbereitschaft, doch wer bringt die nicht gern auf, um am Puls der künstlerischen Zeit lauschen zu können. 

BeeJay Art Projects hat sich noch vor dem Besuch der Ausstellungen mit den in diversen Medien veröffentlichten Informationen beschäftigt und möchte dem geneigten Leser eine erste Meinung nicht vorenthalten, denn es scheint, dass dieses Mal zwei künstlerische Extrema aufeinandertreffen, welche - allein schon ihrer unterschiedlichen Mottos wegen - eine Kommentierung geradezu herausfordern. 

Doch zunächst sei die scheinbar einzige Gemeinsamkeit der beiden Events erwähnt, welche jedoch schon immer – zumindest seit BeeJay Art Projects diese Ausstellungen verfolgt – gegolten hat: Der Kunstmarkt spielt keine Rolle. Das ist angenehm, das ist gut, das führt dazu, dass man wirklich Neues sieht. 

"Von Athen lernen" ist das Motto der Documenta und entsprechend findet sie in Athen und Kassel statt. BeeJay Art Projects verbleibt etwas ratlos angesichts des Mottos. In einem in der  Fachpresse veröffentlichten Interview erklärt der Kurator, Adam Szymczyk, dass er persönliche Beziehungen zu den Menschen in einem griechischen Dorf habe und somit die Probleme der Griechen kenne und dass die Bevormundung Griechenlands durch die EU seinem Gerechtigkeitssinn widerspreche. Außerdem sei er als Pole, der im Polen des Kriegsrechts der 80er Jahre aufgewachsen ist, es gewohnt mit Kunst auf eine Krise zu reagieren. Das klingt durchaus ehrenhaft und dieser Standpunkt sei mit einer gewissen Zustimmung zur Kenntnis genommen, jedoch die weltweit größte Kunstausstellung  einer derart engen Doktrin zu unterwerfen, wirkt – bei allem Verständnis - kleinkariert und nicht zuletzt schulmeisterlich.  

Doch das Motto ist die eine Sache und die Ausstellung eine andere, denn die Documenta scheint – vielleicht auch nur dank der Künstler - so vielseitig und inspirierend wie immer zu sein. Ist es nur eine vom Kurator an den deutschen Finanzminister gerichtete Provokation, der von den Griechen die Erledigung ihrer Hausaufgaben einforderte? Das wäre für BeeJay Art Projects bis zu einem gewissen Grad zwar verständlich, jedoch bleibt das Motto unglücklich gewählt, denn entweder es hat nur bedingt etwas mit der Documenta zu tun oder es ist eine unangebrachte Einschränkung der künstlerischen Freiheit.

Dagegen wird auf der Biennale ganz einfach die Kunst gefeiert. "Viva Arte Viva" ist das Motto und die Kuratorin, Christine Macel, erklärt, dass es ihr um den "Glauben an die Kunst" gehe, um die "Wichtigkeit des erkenntnisfreien Augenblicks". Da hat jemand die Kunst, was sie ist und was sie bewirken kann viel besser verstanden, meint BeeJay Art Projects. Im von Macel kuratierten Padiglione Centrale gibt es einen Pavillon der Farben, einen Pavillon der Unendlichkeit, einen Pavillon der Traditionen, einen dionysischen Pavillon und einen Pavillon der Künstler und Bücher. So vielseitig kann Kunst sein und BeeJay Art Projects glaubt nicht, dass man tatsächlich erkenntnisfrei beim Durchschreiten der Räume bleibt. Vielmehr wird dem Betrachter erlaubt, seine eigene spezifische Erkenntnis zu gewinnen und hat nicht schon den erhobenen Zeigefinge des Kurators beim Betreten der Ausstellung mit im Gepäck. 

So bleibt BeeJay Art gespannt auf die Ausstellungen und wie sie mit ihren Mottos umgehen. 

Zuletzt möge nicht unerwähnt bleiben, dass die Informationen zu den Kuratoren, deren Mottos und Intensionen dem Kunstmagazin art entnommen wurden, welches natürlich noch weitaus mehr Informationen zu den beiden Ausstellungen bietet, die resultierende Meinung jedoch sei ausschließlich BeeJay Art Projects zuzuschreiben.


PS: Da sich die Veröffentlichung dieses blogs etwas verzögerte, soll noch mitgeteilt werden, dass BeeJay Art Projects mittlerweile Gelegenheit hatte, die Biennale zu besuchen. Leider nur einen Tag und somit konnten nur die Giardini in Augenschein genommen werden. Zu dem von Macel kuratierten Padiglione Centrale kann das oben Genannte voll umfänglich bestätigt werden. Die Werke waren durchaus nicht alle unpolitisch nur eben nicht so explizit ohne weiteren Interpretationsspielraum, wie es die der Documenta vermuten lassen. Von den Länderpavillons sind der Großbritanniens, Rumäniens, Australiens und der Pavillon der Schweiz, in besonderer Erinnerung geblieben. Auch der deutsche Pavillon hat durchaus einen erwähnenswerten Eindruck hinterlassen.

Mittwoch, 5. April 2017

Eigenregie


Der Weg führt Richtung Osten ins idyllische Vogtland. Das Sträßchen schlängelt sich über sanfte Hügel, durch kleine, vergessene Dörfer in eine Welt, in der die Mistgabel noch mit den bloßen Händen bedient wird, die Katzen noch echte Mäuse fressen und die Kinder – ja, auch die gibt es, vermutlich in Ermangelung an weiteren Beschäftigungsmöglichkeiten der Bevölkerung – noch auf der Straße spielen und freudig winken, wenn sich ein fremdes Auto in diese Gegend verirrt. Nach etlichen Abzweigungen, als die Straße endgültig nur noch einspurig befahrbar ist und Gegenverkehr über Ausweichbuchten bewerkstelligt wird, als BeeJay Art Projects beginnt an der korrekten Funktion des Navigationssystems zu zweifeln, erscheint dann doch ein Wegweiser, der spitzwinkelig nach rechts zeigt und die Zielortschaft Eschenbach ankündigt. 

Eschenbach, ein relativ weitläufiges Dorf von wenigen Bauernhöfen, einer Kfz-Werkstatt (?), einer zum Wohnhaus umgebauten ehemaligen Schule und einer – deswegen hat sich BeeJay Art Projects überhaupt dorthin verirrt – Dorfwirtschaft. "Galerie Eigenregie" nennt sich diese und wie der Namen schon vermuten lässt, handelt es sich nicht mehr um eine reine Gastwirtschaft. Das Konzept besagt, dass die Galerie Ateliers an Künstler für jeweils einige Monate vergibt und die dort entstandenen Werke in einer abschließenden Ausstellung zum Kauf anbietet. Weiterhin findet einmal im Monat ein Konzert statt. Der Gastraum, der von altem dunklen Holz dominiert wird, besteht aus der Theke und zwei Tischen. Eine Treppe führt hinauf zur Empore, wo sich Bücher, Kunst und alle Arten von Sonstigem stapeln. Auf der anderen Seite des Gangs befindet sich der Saal für ca 100 Leute, welcher von einem wirklich großem Kachelofen beheizt wird. Nach einem alternativen Lebensentwurf sieht das aus und ist es wohl auch. Alles wirkt ein bisschen chaotisch, manchmal mit leicht esoterischen Anklängen, jedoch in keinster Weise naiv, denn hier wird ein klares Konzept umgesetzt – und das mit offensichtlich beachtenswertem Erfolg. 

"Die Art" hieß die Band, welche letzten Samstag dort ihren Indie-Rock zum Besten gab und Tasso – von ihm bekam BeeJay Art Projects den Tipp - stellte der Musik angemessene Bilder aus. Erstaunlich viele Besucher kamen teilweise von weit her, um Musik und Kunst zu genießen. Auch BeeJay Art Projects freute sich über gute Gespräche mit dem Wirt und neuen Künstlern.

Mittwoch, 1. März 2017

A Walk Through

Magic City in Dresden

Ein roter Punkt prägt einige Werke, welche wohl von den meisten Besuchern als die spektakulärsten der Show angesehen werden. Doch handelt es sich nicht um den berühmten roten Punkt, der den Verkauf eines Kunstwerkes signalisiert, sondern es handelt sich einen roten Punkt, der irgendwo vor dem Werk auf dem Fußboden angebracht ist und den Punkt darstellt, von welchem aus das Werk betrachtet werden muss. Nur von diesem Punkt aus erschließt sich das Werk dem Betrachter vollständig und häufig lässt sich das Auge und das mit ihm verbundene Gehirn nicht einmal von diesem Punkt aus täuschen und das Werk muss erst einmal fotografiert werden, um dann beim Betrachten des Fotos der Illusion komplett zu erliegen.

Fragt sich nun der geneigte Leser, von was hier eigentlich die Rede ist, so sei ihm die Antwort nicht länger vorenthalten: Von der Streetart-Wanderausstellung "Magic City", die z.Z. noch in Dresden gastiert und von einigen Werken der Show, die der sog. anamorphotischen Malerei zugeordnet werden. Was denn nun die anamorphotische Malerei genau ist, möge der Interessierte bei den Alleswissern Google und Wikipedia nachlesen; auch dass das häufig gebrauchte Adjektiv "anamorph" eigentlich nicht korrekt ist, ist beim nächsten Alleswisser, dem Duden, zu erfahren. So wollen wir hier also beim dudenkonformen "anamorphotisch" bleiben und nur so viel dazu sagen, dass es sich um eine Malweise handelt, welche das gemalte Objekt verzerrt darstellt, um es dann – aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet – in seinen korrekten Proportionen wahrnehmen zu können. Das ist prinzipiell nichts Neues – schon die alten Meister, die die Kirchenkuppeln bemalten, wendeten diese Malweise an, um den Betrachter, der von unten in die Kuppel blickt, eine realistische Darstellung bieten zu können.

In den letzten Jahren hat diese Art der Malerei auch in die Streetart Einzug gehalten und durchaus ob ihrer Technik spektakuläre Ergebnisse hervorgebracht, wie auch in der hier besprochenen Show zu sehen ist. Was BeeJay Art Projects jedoch nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass häufig die (künstlerische) Aussage des Bildes zu Gunsten des visuellen Effekts auf der Strecke bleibt. Den Streetartisten, die anamorphotisch arbeiten, genügt es häufig, den Betrachter mit ihrer zweifellos brillanten Malweise zu begeistern, während der eigentliche Bildinhalt vollkommen banal bleibt. Eine Verbeugung der Maler vor dem falschen Publikum, wie BeeJay Art Projects meint.

Was bietet Magic City außer den anamorphotischen Bildern noch? Es ist noch Einiges zu sehen: So z.B. eine spannende großformatige Diashow, die die Entwicklung der Streetart seit ihren Anfängen dokumentiert (BeeJay Art Projects mag sich eben nicht vollständig von den Old School Graffitis lösen), interaktive Projektionen, um selbst mehr oder weniger kreativ werden zu können, großformatige Bilder bekannter Streetartisten, welche aus allen Blickwinkeln sehenswert sind, Installationen und  Objekte – alles in altbekannter Streetartmanier.

Die Superlativen, mit der die Show vermarktet wird, werden nicht gehalten aber als durchaus unterhaltsam hat BeeJay Art Projects den Besuch der Magic City empfunden. Das bunt umhäkelte Kinderkarussell, welches sich im Zentrum der Show dreht, beschreibt den Charakter des Ganzen am besten: Ein Wanderzirkus, dem man jedoch nicht unbedingt hinterher reisen muss. 
 



 
 



 

Sonntag, 15. Januar 2017

"Streetart Evolution"

Ausstellung im Galeriehaus Hof Februar / März 2017
Vernissage 3,2,17 20 Uhr


Das originäre Graffiti, dessen Ursprung sich in den New Yorker Straßen der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts verortet, hat sich in die verschiedensten  Richtungen weiterentwickelt, hin zu dem, was nun unter dem Oberbegriff Streetart oder Urban Art zusammengefasst wird. Nicht mehr die Straße allein ist der Austragungsort dieser Kunst; sie hat längst Einzug in die Galerien, Museen und Sammlungen dieser Welt gehalten. Ebenso ist nicht mehr die Sprühdose einziges Werkzeug der Künstler; in der aktuellen Streetart wird auch mit Pinsel im Atelier gemalt, es wird gedruckt, installiert, geklebt, performt und sogar auch gegärtnert (Guerilla Gardening). Streetart ist somit zu einer der angesagtesten und innovativsten Kunstrichtungen unserer Zeit geworden. Die Weiterentwicklung dieser Kunst schreitet permanent und mit großen Schritten voran. Immer neue Spielarten und Techniken in alle möglichen Richtungen werden getestet, weiterverfolgt oder verworfen, um dann wieder mit einem neuen Ansatz an anderer Stelle zu beginnen. Eine Entwicklung, welche durchaus evolutionsartige Züge aufweist. Diese Vielfalt und die Tatsache, dass sich Streetart nicht mehr allein dadurch definiert, dass sie auf der Straße stattfindet, macht die Definition und die Zuordnung einzelner Werke nicht gerade leichter, jedoch lässt sich diese Kunstrichtung noch immer gut über die spezielle Haltung der Künstler von der "normalen" Kunst abgrenzen.
Das Galeriehaus zeigt Streetart aus der Sammlung von B.J. Geipel. Die Auswahl der Werke belegt die beschriebene Diversität dieser Kunst. Die vertretenen Künstler sind weltbekannte,  wie Loomit, Tasso, Slinkachachu und Seak, aber auch unbekanntere Namen sind vertreten, bis hin zu denen, welche anonym bleiben wollen. Die Bandbreite der Techniken reicht vom Ölgemälde auf Leinwand über das gesprayte "Piece" bis hin zur Fotografie.
Des Weiteren werden auch die ersten Werke der Serie "The Evolution Of Letters" von B.J. Geipel gezeigt, in welchen die Formensprache des Graffiti aufgegriffen und mit malerischen Mitteln in einem evolutionsartigen Prozess weiterentwickelt wird.

Dienstag, 3. Januar 2017

Galeriehaus - Alles bleibt wie es wird

 
Dass der Galerist und Wirt Werner Weinelt krankheitsbedingt die Führung des Galeriehauses zum Jahresende abgeben musste und dass die Weiterführung durch den Verein Cine Center, dem Veranstalter der Internationalen Hofer Filmtage, gesichert ist, sei hier nochmals erwähnt, ohne jedoch auf weitere organisatorische Details eingehen zu wollen. Diese können auf der Galeriehaus Hompage nachgelesen werden.
 
Vielmehr möchte BeeJay Art Projects von einer durchaus bemerkenswerten Veranstaltung berichten, welche am 29.12. im Galeriehaus stattfand. Auch wenn Werner Weinelt krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte, sollte doch der Führungswechsel in einer würdigen Form markiert und nicht einfach zu einer neuen Tagesordnung übergegangen werden. Viel wurde im Vorfeld diskutiert, Mails hin- und hergeschrieben, Vorschläge gemacht und wieder verworfen, wie denn der Ablauf der Veranstaltung gestaltet werden könnte. Schließlich einigte man sich – nicht zuletzt auf Wunsch von Kerstin Weinelt, die das Galeriehaus die letzten Monate allein führte und während der gesamten Galeriehaus-Ära als "gute Seele" hinter dem Ganzen stand – darauf, dass es keinen Ablauf geben sollte.
 
So trafen sich an besagtem Abend alle Freunde und Stammgäste des Galeriehauses zwanglos, nicht um ein rauschendes Fest zu feiern, sondern um einfach zu demonstrieren, dass das Galeriehaus während seines über 40-jährigen Bestehens immer eine Anlaufstelle für Musiker, bildende Künstler, Literaten, Querdenker, Kleinstadtphilosophen, Lebenskünstler und für all die Menschen war, die sich nicht vom Mainstream hatten glatt bügeln lassen. Die Musiker des Hauses spielten dem Anlass angemessen und gaben dem Abend einen würdigen Rahmen.
 
Spätestens jedoch, als Gerhard Plietsch am späten Abend (oder frühen Morgen) nochmals begann, am Flügel zu improvisieren, legte sich dann doch ein sanfter Schleier der Sentimentalität – zumindest über den unteren Raum des Galeriehauses und BeeJay Art Projects kam ins Sinnieren. Schon als Schüler war das Galeriehaus eine Anlaufstelle und blieb es – in Abhängigkeit vom jeweiligen Wohnort - über all die Jahrzehnte. Ein bisschen Prägung sei so gesehen nicht vollständig ausgeschlossen.
 
BeeJay Art Projects wünscht Werner Weinelt gute Besserung