Innovative Kunst- und Ausstellungsprojekte

Mittwoch, 1. März 2017

A Walk Through

Magic City in Dresden

Ein roter Punkt prägt einige Werke, welche wohl von den meisten Besuchern als die spektakulärsten der Show angesehen werden. Doch handelt es sich nicht um den berühmten roten Punkt, der den Verkauf eines Kunstwerkes signalisiert, sondern es handelt sich einen roten Punkt, der irgendwo vor dem Werk auf dem Fußboden angebracht ist und den Punkt darstellt, von welchem aus das Werk betrachtet werden muss. Nur von diesem Punkt aus erschließt sich das Werk dem Betrachter vollständig und häufig lässt sich das Auge und das mit ihm verbundene Gehirn nicht einmal von diesem Punkt aus täuschen und das Werk muss erst einmal fotografiert werden, um dann beim Betrachten des Fotos der Illusion komplett zu erliegen.

Fragt sich nun der geneigte Leser, von was hier eigentlich die Rede ist, so sei ihm die Antwort nicht länger vorenthalten: Von der Streetart-Wanderausstellung "Magic City", die z.Z. noch in Dresden gastiert und von einigen Werken der Show, die der sog. anamorphotischen Malerei zugeordnet werden. Was denn nun die anamorphotische Malerei genau ist, möge der Interessierte bei den Alleswissern Google und Wikipedia nachlesen; auch dass das häufig gebrauchte Adjektiv "anamorph" eigentlich nicht korrekt ist, ist beim nächsten Alleswisser, dem Duden, zu erfahren. So wollen wir hier also beim dudenkonformen "anamorphotisch" bleiben und nur so viel dazu sagen, dass es sich um eine Malweise handelt, welche das gemalte Objekt verzerrt darstellt, um es dann – aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet – in seinen korrekten Proportionen wahrnehmen zu können. Das ist prinzipiell nichts Neues – schon die alten Meister, die die Kirchenkuppeln bemalten, wendeten diese Malweise an, um den Betrachter, der von unten in die Kuppel blickt, eine realistische Darstellung bieten zu können.

In den letzten Jahren hat diese Art der Malerei auch in die Streetart Einzug gehalten und durchaus ob ihrer Technik spektakuläre Ergebnisse hervorgebracht, wie auch in der hier besprochenen Show zu sehen ist. Was BeeJay Art Projects jedoch nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass häufig die (künstlerische) Aussage des Bildes zu Gunsten des visuellen Effekts auf der Strecke bleibt. Den Streetartisten, die anamorphotisch arbeiten, genügt es häufig, den Betrachter mit ihrer zweifellos brillanten Malweise zu begeistern, während der eigentliche Bildinhalt vollkommen banal bleibt. Eine Verbeugung der Maler vor dem falschen Publikum, wie BeeJay Art Projects meint.

Was bietet Magic City außer den anamorphotischen Bildern noch? Es ist noch Einiges zu sehen: So z.B. eine spannende großformatige Diashow, die die Entwicklung der Streetart seit ihren Anfängen dokumentiert (BeeJay Art Projects mag sich eben nicht vollständig von den Old School Graffitis lösen), interaktive Projektionen, um selbst mehr oder weniger kreativ werden zu können, großformatige Bilder bekannter Streetartisten, welche aus allen Blickwinkeln sehenswert sind, Installationen und  Objekte – alles in altbekannter Streetartmanier.

Die Superlativen, mit der die Show vermarktet wird, werden nicht gehalten aber als durchaus unterhaltsam hat BeeJay Art Projects den Besuch der Magic City empfunden. Das bunt umhäkelte Kinderkarussell, welches sich im Zentrum der Show dreht, beschreibt den Charakter des Ganzen am besten: Ein Wanderzirkus, dem man jedoch nicht unbedingt hinterher reisen muss. 
 



 
 



 

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