Alle 10 Jahre ist es
wieder soweit. Die beiden größten Kunstevents treffen aufeinander. Für den
werten Kunstinteressierten heißt das: Der Urlaub ist verplant. Kein
genüssliches Relaxen am Strand, kein Wandern an der frischen Luft, kein
Segeltörn oder sonstige erquickende aber zeitraubende Betätigungen. Kunst ist
angesagt. Damit sei natürlich nicht gesagt, dass die Beschäftigung mit der
Kunst nicht auch erquickend ist, jedoch gehört schon auch eine gewisse
masochistische Ader dazu, um sich genau diese beiden Ausstellungen anzutun.
Denn es bedeutet in aller Regel Schlange stehen für die Eintrittskarte und
danach in überfüllten Räumen Werke zu betrachten, ohne die Möglichkeit zur
sofortigen Reflexion zu haben. Reflexion benötigt nämlich Raum - sowohl
körperlich als auch geistig. Und Raum ist nur selten vorhanden bei diesen
Megaevents. Und wenn dann noch Temperaturen von über 30 Grad herrschen ... Da
hilft manchmal nur, möglichst viel in den geistigen Speicher aufzunehmen, Fotos
zu machen als Erinnerungsstütze und anschließend in aller Ruhe – ein gutes Glas
Wein fördert durchaus eingefahrene Denkstrukturen zu durchbrechen – das Ganze
nachzuvollziehen. Die Documenta und die Biennale erfordern eine gewisse
Opferbereitschaft, doch wer bringt die nicht gern auf, um am Puls der
künstlerischen Zeit lauschen zu können.
Doch zunächst sei die
scheinbar einzige Gemeinsamkeit der beiden Events erwähnt, welche jedoch schon
immer – zumindest seit BeeJay Art Projects diese Ausstellungen verfolgt –
gegolten hat: Der Kunstmarkt spielt keine Rolle. Das ist angenehm, das ist gut,
das führt dazu, dass man wirklich Neues sieht.
"Von Athen
lernen" ist das Motto der Documenta und entsprechend findet sie in Athen
und Kassel statt. BeeJay Art Projects verbleibt etwas ratlos angesichts des Mottos.
In einem in der Fachpresse veröffentlichten Interview erklärt der
Kurator, Adam Szymczyk, dass er persönliche Beziehungen zu den Menschen in
einem griechischen Dorf habe und somit die Probleme der Griechen kenne und dass
die Bevormundung Griechenlands durch die EU seinem Gerechtigkeitssinn
widerspreche. Außerdem sei er als Pole, der im Polen des Kriegsrechts der 80er
Jahre aufgewachsen ist, es gewohnt mit Kunst auf eine Krise zu reagieren. Das
klingt durchaus ehrenhaft und dieser Standpunkt sei mit einer gewissen
Zustimmung zur Kenntnis genommen, jedoch die weltweit größte Kunstausstellung
einer derart engen Doktrin zu unterwerfen, wirkt – bei allem Verständnis
- kleinkariert und nicht zuletzt schulmeisterlich.
Doch das Motto ist die
eine Sache und die Ausstellung eine andere, denn die Documenta scheint –
vielleicht auch nur dank der Künstler - so vielseitig und inspirierend wie
immer zu sein. Ist es nur eine vom Kurator an den deutschen Finanzminister
gerichtete Provokation, der von den Griechen die Erledigung ihrer Hausaufgaben
einforderte? Das wäre für BeeJay Art Projects bis zu einem gewissen Grad zwar verständlich,
jedoch bleibt das Motto unglücklich gewählt, denn entweder es hat nur bedingt
etwas mit der Documenta zu tun oder es ist eine unangebrachte Einschränkung der
künstlerischen Freiheit.
Dagegen wird auf der
Biennale ganz einfach die Kunst gefeiert. "Viva Arte Viva" ist das
Motto und die Kuratorin, Christine Macel, erklärt, dass es ihr um den
"Glauben an die Kunst" gehe, um die "Wichtigkeit des
erkenntnisfreien Augenblicks". Da hat jemand die Kunst, was sie ist und was
sie bewirken kann viel besser verstanden, meint BeeJay Art Projects. Im von
Macel kuratierten Padiglione Centrale gibt es einen Pavillon der Farben, einen
Pavillon der Unendlichkeit, einen Pavillon der Traditionen, einen dionysischen
Pavillon und einen Pavillon der Künstler und Bücher. So vielseitig kann Kunst
sein und BeeJay Art Projects glaubt nicht, dass man tatsächlich erkenntnisfrei
beim Durchschreiten der Räume bleibt. Vielmehr wird dem Betrachter erlaubt,
seine eigene spezifische Erkenntnis zu gewinnen und hat nicht schon den erhobenen
Zeigefinge des Kurators beim Betreten der Ausstellung mit im Gepäck.
So bleibt BeeJay Art
gespannt auf die Ausstellungen und wie sie mit ihren Mottos umgehen.
Zuletzt möge nicht
unerwähnt bleiben, dass die Informationen zu den Kuratoren, deren Mottos und
Intensionen dem Kunstmagazin art entnommen wurden, welches natürlich noch
weitaus mehr Informationen zu den beiden Ausstellungen bietet, die
resultierende Meinung jedoch sei ausschließlich BeeJay Art Projects zuzuschreiben.
PS: Da sich die
Veröffentlichung dieses blogs etwas verzögerte, soll noch mitgeteilt werden,
dass BeeJay Art Projects mittlerweile Gelegenheit hatte, die Biennale zu
besuchen. Leider nur einen Tag und somit konnten nur die Giardini in
Augenschein genommen werden. Zu dem von Macel kuratierten Padiglione Centrale
kann das oben Genannte voll umfänglich bestätigt werden. Die Werke waren
durchaus nicht alle unpolitisch nur eben nicht so explizit ohne weiteren
Interpretationsspielraum, wie es die der Documenta vermuten lassen. Von den
Länderpavillons sind der Großbritanniens, Rumäniens, Australiens und der
Pavillon der Schweiz, in besonderer Erinnerung geblieben. Auch der deutsche
Pavillon hat durchaus einen erwähnenswerten Eindruck hinterlassen.
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