Innovative Kunst- und Ausstellungsprojekte

Freitag, 13. Juni 2014

Der Herr der Kugeln oder die etwas andere Landschaftsfotografie des Armin Weidner


Hobbygärtner, die sich der Gartenzwergidylle entwachsen glauben, verwenden sie gerne, ohne jedoch zu realisieren, dass sie mit nicht minder großem Kitsch ihre Gärten verunstalten. Sie wird auf Stangen gespießt und zwischen den Pflanzen in Grüppchen oder einzeln arrangiert und muss dort glitzern und glänzen zur Freude des Gärtners und zum Leid des Ästheten. Erfunden wurde sie im viktorianischen Zeitalter zu einem ganz banalen Zweck. Mit ihr konnte der Hausherr unbemerkt seine Bediensteten bei der Gartenarbeit beobachten, ob denn wirklich noch Unkraut gejätet oder das schöne Wetter schon für ein heimliches Schläfchen hinter einem Busch genutzt wurde. Die Rede ist von der Rosenkugel, einer Glaskugel mit trichterförmigen Öffnung, die es mittlerweile in allen möglichen Ausführungen und Farben gibt, deren klassische Ur-Variante jedoch die silbrig verspiegelte ist.

Dass die Rosenkugel auch einem hochästhetischen Zweck zugeführt werden kann, beweisen die Fotografien des Armin Weidner. Er platziert die Kugel in einer Landschaft und fotografiert sie quasi als Nahaufnahme in ihrer unmittelbaren Umgebung. In der Kugel spiegelt sich jedoch die gesamte Landschaft (inklusive des Fotografen) als 180°-Panorama. Resultat ist Landschaftsfotografie vom Feinsten. Das Stilmittel der Kugel erlaubt die Charakterisierung einer Landschaft sowohl im Detail als auch in der Gesamtheit in nur einem Bild. Das Große und das Kleine werden vertauscht und damit in ihrer Relevanz gleichgestellt. Der gute alte Geheimrat fällt ein, der zum selben Thema auch mehrfach zitiert werden kann: "Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken".

Wenn hier im Zusammenhang mit den Fotografien von Armin Weidner von Landschaft die Rede ist, so sei angemerkt, dass bei Weidner dieser Begriff weiter gefasst werden muss; es kann sich durchaus auch um die Landschaft eines unaufgeräumten Frühstückstisches handeln oder um eine durchweg technische Umgebung.

Obwohl zwangsweise grundsätzlich im Spieglebild auf der Kugel vorhanden, ist der Fotograf nicht immer erkennbar. Manchmal versteckt er sich und nur die Kamera ist sichtbar oder er platziert sich so geschickt, dass er in einem dunklen Bereich des Spiegelbildes unsichtbar bleibt. Manchmal zeigt er sich auch offen und nimmt dann einen großen Teil der Kugel ein. Ob gut sichtbar oder nicht, ob klein oder groß, die Bilder sind immer auch eine Art Selbstportrait. Der Fotograf als Bestandteil der von ihm fotografierten Landschaft. Hier soll jedoch der Assoziation des geneigten Betrachters nicht vorgegriffen und ein paar Geheimnisse den Bildern nicht entrissen werden.

Kugelwelten nennt Weidner selbst seine Arbeiten.  Sie sind im Galeriehaus Hof ab 17.6.2014 zu sehen.

 

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