Die Schublade ist ein zweifellos nützliches Möbelstück. Man findet
sie in Tischen und Schränken aller Art. Sie dient zum einen um Ordnung
vorzugaukeln, indem jeglicher umherliegende und nicht benötigte Krimskrams mehr
oder weniger willkürlich in ihr verstaut wird, bis das maximale
Fassungsvermögen erreicht ist. Diese Methode ist bei bestimmten Menschen
(BeeJay Art Projects zählt sich hinzu) durchaus beliebt, führt jedoch häufig
dazu, dass viele der verstauten Dinge nie mehr gefunden werden und damit wiederrum
zu der Erkenntnis dass diese Dinge auch nicht mehr wirklich benötigt werden.
Hat sich diese Erkenntnis erst einmal durchgesetzt, so kann der Inhalt einer
Schublade ohne weitere Kontrolle entsorgt werden.
Zum anderen kann die Schublade natürlich auch benutzt werden, um
tatsächlich Ordnung zu halten. Die Dinge werden vorsortiert, in Kategorien
eingeteilt, und ihrer jeweiligen Kategorie entsprechend auf verschiedene
Schubladen verteilt. Reicht die Anzahl der Schubladen nicht aus, so können die
Schubladen mit verschiedenen Einsätzen noch weiter unterteilt werden, um
entsprechend weitere Sortierkategorien zu generieren. Auch diese Vorgehensweise
erfreut sich bei gewissen Menschen großer Beliebtheit. BeeJay Art Projects hat
Verständnis, ohne jedoch diese Methode zu der eigenen zu machen.
Keinerlei Verständnis bringt BeeJay Art Projects jedoch für
Menschen auf, welche die Schubladen auch im Kopf haben. Das Schubladendenken
ist weit verbreitet und mag dem einfachen Geist helfen, diese komplexe Welt –
wenn schon nicht zu verstehen – so doch wenigstens in ihr zurecht zu kommen.
Auch bei der Beschäftigung mit Kunst ist Schubladendenken vollkommen
unangebracht. Schnell ist ein betrachtetes Kunstwerk einer Kategorie zugeordnet
und in die entsprechende Schublade einsortiert und jegliche nähere
Beschäftigung mit dem Gesehenen abgebrochen, da bereits genügend Informationen
zur Schublade vorliegen.
So mag es auch dem flüchtigen Betrachter der Werke von Gerhard
Prokop gehen, der z.Z. im Galeriehaus Hof seine "Stadtlandschaften"
ausstellt. Fotorealismus heißt die Schublade, in welche der – wollen wir ihn
beim Namen nennen - Banause die Werke ohne weiteres Nachdenken einordnet.
Demjenigen, der sich jedoch auf die Werke einlässt und sie nicht nur eines oberflächlichen
Blickes würdigt, erkennt schnell, dass
es sich eben nicht nur um abgemalte Fotos handelt.
Die Bilder zeigen Ansichten der verschiedensten Städte dieser
Welt. Paris, Turin, Kairo kommen u.a. vor. Aber auch Wasserburg und Bad Aibling
hat sich Prokop in seinen Gemälden künstlerisch "vorgeknöpft".
Gezeigt werden nicht die Postkartenansichten der Städte aber auch nicht deren
hässliche Seiten; eher die alltäglichen Fassaden, die Rückseiten mit Baukränen,
Werbeplakaten und Graffiti sind die bevorzugten Motive und vielleicht die
treffendsten Charakteristika der jeweiligen Städte. Doch wird der Betrachter irritiert
und verunsichert vor den Bildern zurückgelassen, denn – trotz der realistischen
Darstellung der jeweiligen Stadt - sind Gehsteige und Straßen komplett menschenleer
und autofrei. Das gibt Raum für Assoziationen. Endzeitstimmung kommt auf. Das
Abbild einer normalerweise pulsierenden, lärmenden Stadt mit wuselnden Fußgängern und massiven
Verkehrsaufkommen wird zum Stillleben.
Und noch etwas fällt auf: Die Bilder sind zu perfekt komponiert,
als dass es einfach nur Fotos sein könnten. Der Künstler erklärt, dass er die
Motive in keinster Weise verändert habe. Dies werde bewiesen und könne
nachgeprüft werden durch die exakte Angabe des Längen- und Breitengrades im
Titel des jeweiligen Bildes. Er erklärt weiterhin, dass Grundlage für seine Werke
kein einzelnes Foto sei sondern mehrere und er mit den Ansichten und Perspektiven
spiele und diese entsprechend überhöhe. So wird aus einer eher banalen Stadtansicht
ein durchkomponiertes, mit Spannung geladenes Gemälde, welches gar nichts mehr
mit einer Fotografie gemein hat.
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