Innovative Kunst- und Ausstellungsprojekte

Sonntag, 23. November 2014

Über die Bilder von Gerhard Prokop und warum sie in keine Schublade passen

 
Die Schublade ist ein zweifellos nützliches Möbelstück. Man findet sie in Tischen und Schränken aller Art. Sie dient zum einen um Ordnung vorzugaukeln, indem jeglicher umherliegende und nicht benötigte Krimskrams mehr oder weniger willkürlich in ihr verstaut wird, bis das maximale Fassungsvermögen erreicht ist. Diese Methode ist bei bestimmten Menschen (BeeJay Art Projects zählt sich hinzu) durchaus beliebt, führt jedoch häufig dazu, dass viele der verstauten Dinge nie mehr gefunden werden und damit wiederrum zu der Erkenntnis dass diese Dinge auch nicht mehr wirklich benötigt werden. Hat sich diese Erkenntnis erst einmal durchgesetzt, so kann der Inhalt einer Schublade ohne weitere Kontrolle entsorgt werden.

Zum anderen kann die Schublade natürlich auch benutzt werden, um tatsächlich Ordnung zu halten. Die Dinge werden vorsortiert, in Kategorien eingeteilt, und ihrer jeweiligen Kategorie entsprechend auf verschiedene Schubladen verteilt. Reicht die Anzahl der Schubladen nicht aus, so können die Schubladen mit verschiedenen Einsätzen noch weiter unterteilt werden, um entsprechend weitere Sortierkategorien zu generieren. Auch diese Vorgehensweise erfreut sich bei gewissen Menschen großer Beliebtheit. BeeJay Art Projects hat Verständnis, ohne jedoch diese Methode zu der eigenen zu machen.
 
Keinerlei Verständnis bringt BeeJay Art Projects jedoch für Menschen auf, welche die Schubladen auch im Kopf haben. Das Schubladendenken ist weit verbreitet und mag dem einfachen Geist helfen, diese komplexe Welt – wenn schon nicht zu verstehen – so doch wenigstens in ihr zurecht zu kommen. Auch bei der Beschäftigung mit Kunst ist Schubladendenken vollkommen unangebracht. Schnell ist ein betrachtetes Kunstwerk einer Kategorie zugeordnet und in die entsprechende Schublade einsortiert und jegliche nähere Beschäftigung mit dem Gesehenen abgebrochen, da bereits genügend Informationen zur Schublade vorliegen.
So mag es auch dem flüchtigen Betrachter der Werke von Gerhard Prokop gehen, der z.Z. im Galeriehaus Hof seine "Stadtlandschaften" ausstellt. Fotorealismus heißt die Schublade, in welche der – wollen wir ihn beim Namen nennen - Banause die Werke ohne weiteres Nachdenken einordnet. Demjenigen, der sich jedoch auf die Werke einlässt und sie nicht nur eines oberflächlichen Blickes würdigt,  erkennt schnell, dass es sich eben nicht nur um abgemalte Fotos handelt.
Die Bilder zeigen Ansichten der verschiedensten Städte dieser Welt. Paris, Turin, Kairo kommen u.a. vor. Aber auch Wasserburg und Bad Aibling hat sich Prokop in seinen Gemälden künstlerisch "vorgeknöpft". Gezeigt werden nicht die Postkartenansichten der Städte aber auch nicht deren hässliche Seiten; eher die alltäglichen Fassaden, die Rückseiten mit Baukränen, Werbeplakaten und Graffiti sind die bevorzugten Motive und vielleicht die treffendsten Charakteristika der jeweiligen Städte. Doch wird der Betrachter irritiert und verunsichert vor den Bildern zurückgelassen, denn – trotz der realistischen Darstellung der jeweiligen Stadt - sind Gehsteige und Straßen komplett menschenleer und autofrei. Das gibt Raum für Assoziationen. Endzeitstimmung kommt auf. Das Abbild einer normalerweise pulsierenden, lärmenden  Stadt mit wuselnden Fußgängern und massiven Verkehrsaufkommen wird zum Stillleben.
 
Und noch etwas fällt auf: Die Bilder sind zu perfekt komponiert, als dass es einfach nur Fotos sein könnten. Der Künstler erklärt, dass er die Motive in keinster Weise verändert habe. Dies werde bewiesen und könne nachgeprüft werden durch die exakte Angabe des Längen- und Breitengrades im Titel des jeweiligen Bildes. Er erklärt weiterhin, dass Grundlage für seine Werke kein einzelnes Foto sei sondern mehrere und er mit den Ansichten und Perspektiven spiele und diese entsprechend überhöhe. So wird aus einer eher banalen Stadtansicht ein durchkomponiertes, mit Spannung geladenes Gemälde, welches gar nichts mehr mit einer Fotografie gemein hat.

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